Ein Praktikum ist eine gute Möglichkeit, Erfahrungen in der Berufswelt zu sammeln. So kann man als Schüler ein Praktikum machen und einen Beruf kennenlernen, bevor man sich für eine bestimmte Laufbahn entscheidet. Außer Schülerpraktika gibt es noch andere Praktikumsarten, die wir hier vorstellen möchten. Einige sind fester Bestandteil einer Ausbildung oder einer Schulausbildung. Etliche Studiengänge schreiben Praxissemester vor. Es gibt Praktika, die nur einen Tag dauern, andere verlaufen über ein ganzes Jahr. Eins haben alle Praktika gemeinsam: Sie sind auf eine bestimmte Dauer ausgelegt und dienen dem Kennenlernen einer Tätigkeit oder eines Unternehmens oder dem Erwerb neuer Fähigkeiten. Erfahren Sie hier, welche Praktikumsarten es gibt und worin sie sich unterscheiden.
Diese Praktikumsarten gibt es unter anderem:
- Pflichtpraktikum
- Freiwilliges Praktikum
- Fachpraktikum
- Schulpraktikum
- Auslandspraktikum
- EQ-Praktikum
- Praxissemester
- Vorpraktikum
Pflichtpraktikum
Viele Praktika sind fester Bestandteil einer Ausbildung, ohne sie gibt es den begehrten Schein nicht – das Abschlusszeugnis oder das Diplom. Ein Pflichtpraktikum kann zu einer Berufsausbildung dazugehören, Bestandteil eines Studiums sein oder einer Fachoberschulzeit. Ein Pflichtpraktikum dient verschiedenen Zwecken. Zum einen sollen praktische Fertigkeiten vermittelt werden, welche den Unterrichtsstoff ergänzen. Zum anderen werden die Auszubildenden auf ihre Praxistauglichkeit getestet und erleben einen Beruf real vor Ort. So stellt vielleicht mancher fest, dass der Traumberuf Lehrer doch nicht das ist, was man sich darunter vorgestellt hat und wie stressig es sein kann Tag für Tag vor einer Klasse lärmender Kinder zu stehen.
Die Dauer des Pflichtpraktikums kann je nach Studiengang oder Ausbildung variieren. Eine übliche zeit liegt zwischen 2 Monaten und 12 Monaten. Ein Pflichtpraktikum kann in einem Stück oder in verschiedene Teile gegliedert sein. Es endet oft mit einem Praktikumsbericht.
Freiwilliges Praktikum
Ein freiwilliges Praktikum ist wie der Name schon sagt freiwillig. Es beruht auf einem eigenen Entschluss. Dementsprechend frei sind auch Dauer und Inhalt zu gestalten. Ein freiwilliges Praktikum dient dem Zweck, ein Unternehmen oder eine Tätigkeit kennenzulernen oder sich neue Fähigkeiten anzueignen. Bei einem freiwilligen Praktikum ist man nicht an Regeln und Zeiten etwa einer Uni gebunden und man kann sich den Zeitpunkt aussuchen, wann man starten will. So kann man auch in Ruhe recherchieren und sich über eventuelle Arbeitgeber informieren.
Ein freiwilliges Praktikum gibt immer einen Karrierekick und man kann schon direkt nach der Schule Berufserfahrungen nachweisen. Dazu beweist man Motivation und Engagement. Zu beachten: Ein freiwilliges Praktikum in den Semesterferien kann sich auf den Bafög-Anspruch auswirken.
Schülerpraktikum
Ein Schulpraktikum ist ein Pflichtpraktikum, das während der Schulzeit stattfindet. Es dient der Berufsorientierung. Normalerweise dauert dieses Praktikum zwischen einer und vier Wochen, das hängt unter anderem von der Schule ab. Während dieser Zeit findet kein Unterricht statt und der Praktikant verbring die ganze Zeit im Praktikumsbetrieb. Am Ende wird normalerweise ein Praktikumsbericht verfasst und vom zuständigen Lehrer benotet.
Außer diesem Pflichtpraktikum sind während der Schulzeit auch andere Praktikumsarten möglich: Etwa Praxistage oder ein Fachpraktikum. Beide sind Bestandteil eines Lehrplans und von der Schule vorgeschrieben. Ein Praktikumstag findet an einem Tag in der Woche statt. Bei einem Fachpraktikum handelt es sich um Blocks von mehreren Wochen. Sie sind vor allem von beruflichen Schulen vorgeschrieben wie Berufsfachschulen und Fachoberschulen. In einem Praktikumsbericht halten die Schüler die Inhalte des Praktikums fest.
Vorpraktikum
Nach der Schule und vor dem Studium und der Ausbildung ist oft noch Zeit. Viele entscheiden sich für eine längere Reise, ein freiwilliges soziales Jahr oder ein Auslandspraktikum. Doch auch daheim gibt es die Möglichkeit, Berufserfahrungen vor dem Studium zu sammeln: In einem Vorpraktikum. In manchen Studiengängen – Elektrotechnik, Maschinenbau, Design oder Medien – ist ein solches Vorpraktikum sogar Pflicht. Ohne Vorpraktikum keine Immatrikulation. Am besten informiert man sich vor Beginn des Studiums bei seiner Hochschule, ob ein Vorpraktikum Pflicht ist. Was die Wahl des Standortes und des Unternehmens betrifft, ist man bei der Wahl des Vorpraktikums völlig frei. Ein Vorpraktikum kann also auch in einer anderen Stadt absolviert werden, in der man schon immer mal leben wollte.
Praxissemester
Ein Praxissemester ist im Grunde genommen auch nichts anderes als ein Praktikum. Es ist Bestandteil des Studienplans – in vielen Studiengängen ist im fünften Semester ein Praxissemester vorgesehen. Dieses Semester verfolgt verschiedene Zwecke: Es soll Studenten die Möglichkeit geben, zu prüfen ob ihnen die Branche liegt. Praktische Fähigkeiten werden ergänzend zur Theorie vermittelt und der Einstieg ins Berufsleben soll erleichtert werden. Praxissemester werden oft von Fachhochschulen vorgeschrieben, besonders in Studiengängen wie Wirtschaftswissenschaften, Technik oder Medien. In der Regel werden Praxissemester auch von einem Professor betreut. Oft schreiben Studenten im Praxissemester im Unternehmen ihre Bachelorarbeit und bekommen daraufhin ein Jobangebot. Am Ende ist die Anfertigung eines Praxisberichtes Pflicht, der als Studiennachweis zählt.
Fachpraktikum
Ein Fachpraktikum ist, ganz ähnlich wie ein Praxissemester, ein Praktikum, das im Rahmen einer Ausbildung oder eines Studiums absolviert wird und in direktem Zusammenhang mit den Ausbildungsinhalten steht: Das Praktikum muss zum Themengebiet der Ausbildung passen. So muss häufig das Praktikumsunternehmen von der Ausbildungsstelle genehmigt werden.
Ein Fachpraktikum fällt in der Regel bei einer Ausbildung in einer Berufsfachschule oder Fachoberschule an. Es dient dazu, die Kenntnisse in einem Fachgebiet zu vertiefen. Wie lange ein Fachpraktikum dauert, ist von Schule zu Schule ganz unterschiedlich. Auch, ob es in einem Teil oder mehreren Blöcken absolviert wird. Um einen Praktikumsplatz zu finden, lohnt sich ein Blick in die zahlreichen Praktikumsportale.
Auslandspraktikum
Besonders spannend ist ein Praktikum im Ausland vor oder während dem Studium. Ein Auslandspraktikum bietet die Gelegenheit, einen Beruf oder ein Unternehmen kennen zu lernen. Außerdem lernt man ein neues Land, neue Menschen und Kulturen kennen. Ein weiterer Pluspunkt ist: Man frischt Sprachkenntnisse auf oder lernt eine neue Sprache kennen. Auslandspraktika gibt es in vielen Branchen und Unternehmen. Mit einem Auslandspraktikum erhöht man seine Chancen auf eine Stelle nach dem Studium enorm.
Ein Auslandspraktikum stärkt die interkulturelle Kompetenz und fördert Selbständigkeit und die Fähigkeit, in der Arbeitswelt Kontakte zu knüpfen. Es gibt zahlreiche Unternehmen, die Auslandspraktika vermitteln in New York, Buenos Aires oder Südafrika. Ein Auslandspraktikum kann dazu dienen, sich nach der Schule erst mal zu orientieren. Einige Auslandspraktika werden auch als Vorpraktikum oder Pflichtpraktikum von der Hochschule anerkannt. Man schlägt also zwei Fliegen mit einer Klappe.
Praktikum während der Arbeitssuche
Lässt die gesuchte Stelle auf sich warten, kann es sich lohnen ein Praktikum zu machen. In einem Praktikum während der Arbeitssuche kann man wertvolle Erfahrungen machen und Kontakte in der Arbeitswelt knüpfen. So ist die Zeit nicht ganz verloren. Ein freiwilliges Praktikum während der Arbeitssuche macht sich auch im Lebenslauf gut. Ein Praktikum während der Arbeitssuche erleichtert sicher den Weg zurück ins Berufsleben. Nach einer gewissen Zeit der Arbeitslosigkeit ist es gut, sich für ein Praktikum oder eine ehrenamtliche Tätigkeit zu entscheiden.
Zu bedenken: Bei ALG-Bezug muss das Jobcenter in das Praktikum einwilligen. Meistens sehen die Jobcenter ein Praktikum aber durchaus positiv: Es soll als Türöffner auf den ersten Arbeitsmarkt fungieren. Deshalb unterstützen die Behörden in der Regel bei der Suche nach einem Praktikumsplatz. Bei einem Praktikum während der Arbeitssuche gibt es keine festen Inhalte – es hat aber doch den Sinn, zu einer Anstellung zu führen.
Langzeitpraktikum
Ein Langzeitpraktikum erstreckt sich über mindestens ein Jahr, weshalb es auch als Jahrespraktikum bezeichnet wird. Jahrespraktika werden von Schülern begonnen, wenn keine Ausbildungsstelle in Sicht ist. Sie soll die Zeit bis zu einer Anstellung überbrücken und Kenntnisse und Fähigkeiten vermitteln. Jahrespraktika beginnen deshalb im Oktober kurz nach Schulende. Sie dauern sechs oder zwölf Monate. Jahrespraktika erfordern oft vor Beginn eine Einstiegsqualifizierung (EQ). In dieser wird die Eignung des Bewerbers geprüft. Nach bestandener Prüfung gibt es einen Praktikumsvertrag, der einem Ausbildungsvertrag gleicht. Der Vertrag regelt die Praktikumsdauer und die Aufgaben und Inhalte, die vermittelt werden. Nach dem Jahrespraktikum stellt das Unternehmen ein Zeugnis aus. Dazu kann man bei zuständigen IHK oder Handwerkskammer ein Zertifikat über erworbene Qualifikationen beantragen, die sich hinterher in der Bewerbung gut machen. Ein Jahrespraktikum ist von der Arbeitsagentur für Jugendliche nach der Schule und junge Erwachsene unter 25 Jahren gedacht.
EQ-Praktikum
Ein EQ-Praktikum oder eine berufliche Einstiegsqualifizierung verbessert den Einstieg in die Arbeitswelt enorm. Es ist für alle gedacht, die nach der Schulzeit keinen Ausbildungsplatz bekommen. Ein EQ-Praktikum hat viele Vorteile.
So hilft eine Einstiegsqualifizierung:
- Einen Beruf intensiv kennenlernen
- Prüfen, ob der Beruf zu einem passt
- Eigene Fähigkeiten unter Beweis stellen und eventuell übernommen werden
- Grundkenntnisse in einem Beruf erwerben
EQ-Praktika beginnen, wenn das Schuljahr zu Ende geht, Anfang Oktober. Es ist eine vollständige Bewerbung beim Praktikums-Unternehmen einzureichen. Sie sind in der Regel Vollzeit zu absolvieren, in Ausnahmefällen sind auch Teilzeit-EQ-Praktika möglich. Am Ende stellt der Betrieb ein Zeugnis aus und es besteht die Möglichkeit, bei der Industrie- und Handelskammer oder Handwerkskammer ein Zertifikat über vermittelte Qualifikationen zu erwerben. EQ-Praktika werden von den Jobcentern vermittelt, eventuell ist eine Förderung möglich.
Fazit
Grundlegend kann man zwischen freiwilligen und Pflichtpraktika unterscheiden. Während die Pflichtpraktika fester Bestandteil einer Ausbildung sind, hat man bei den freiwilligen Praktika viele Gestaltungsmöglichkeiten. Praktikumsarten unterscheiden sich aber nicht nur nach Art und Dauer, sondern auch was die Rechte und Pflichten und nicht zuletzt die Bezahlung betrifft.