Ein Präsensstudium ist im Wesentlichen das, was man sich im allgemeinen Sinne unter einem Studium vorstellt. Das heißt: Der Student besucht eine Universität, in deren Nähe er lebt, hält sich regelmäßig auf dem Campus und in den Universitätsgebäuden auf und nimmt dort an Seminaren und Vorlesungen teil. Im Studienverlauf weist dann der Studierende durch Leistungen wie zum Beispiel Klausuren oder Aufsätze nach, dass er sich in bestimmten Fachgebieten hinreichend weit gebildet hat. Ein solches Präsensstudium mündet schließlich in einem akademischen Grad, der dem Studenten verliehen wird und das Studium beendet. Zumeist kumulieren die während des Studiums eben schon erwähnten Leistungen mit der Leistungsbeurteilung einer finalen Prüfung zu einer Abschlussnote. Als Entwurf anderer Art steht dem Präsensstudium das Fernstudium gegenüber.
Im Gegensatz zum Präsensstudium ist ein Fernstudium zwar ein vollwertiges Studium, das ebenfalls einen akademischen Grad als Ziel hat und dessen schrittweiser Fortgang ebenfalls durch Klausuren, Hausarbeiten, Präsentationen und ähnliches dokumentiert werden muss, jedoch fernab der eigentlichen Universität stattfindet. Das heißt der Student hält sich selbst nicht am Campusgelände auf bzw. besucht dieses nur sporadisch – zumeist um die studiumsbegleitenden Leistungen unter Aufsicht seiner betreuenden Professoren zu erbringen, oder um die finale Prüfung abzulegen.
Das Studium selbst findet dann zumeist von zu Hause aus statt, was bedeutet, dass diese Art des Studiums, mehr noch als ein Präsensstudium, ein Selbststudium ist. Ohne Frage verlangt diese Art des Lernens eine immense Fähigkeit zur Selbstorganisation und Selbstmotivation, da der Fernstudent an keine regelmäßigen Kurszeiten gebunden ist und so die Termine seiner Lektionen selbst bestimmen muss.
Grade jedoch diesem Umstand ist es zu verdanken, dass ein Fernstudium meistens in der Wirtschaft, jedoch zunehmend auch in anderen Bereichen, teils höher angesehen wird, als ein reguläres Studium. Die so gezeigten Fähigkeiten zur Selbstorganisation und motivationalen Kompetenz werden von den meisten Arbeitgebern hoch geschätzt.
Grade Menschen, die bereits berufstätig sind, wählen häufig Fernstudien, da diese ihnen erlauben mit ihrer beruflichen Tätigkeit weiter fortzufahren, während sie sich in ihrer Freizeit dem Studium widmen können. Diese zumeist nicht unerhebliche Doppelbelastung und die beiden oben erwähnte Hemmnisse der Selbstorganisation und Selbstmotivation führen bei Fernstudiengängen zu höheren Abbruchquoten, als es bei einem vergleichbaren Präsensstudium der Fall ist.
Mittlerweile hat aufgrund der zunehmenden Vernetzung und Multimedialität die Form des Fernstudiums eine teils erhebliche Wandlung erfahren. Bedeutete ein Fernstudium vor einigen Jahren noch, dass der Student auf Briefwechsel basierend die Anweisungen für seine autodidaktischen Lektionen erhielt, kann dies heute in weitaus komfortablerer Form via Internet geschehen. Sowohl die Präsensuniversitäten, wie auch die Fernuniversitäten, erkannten schnell die Vorzüge von Lernplattformen im Internet, On – Line – Vorlesungsskripts oder Vorlesung, die mittels eines Livestreams, als Audio- oder Videodatei den Studenten zugänglich gemacht werden, ohne dass diese bei der Vorlesung anwesend sein müssen. Aus diesen Ansätzen erwächst als vollkommen neue Art des Fernstudiums das Onlinestudium, bei dem praktisch sämtliche Kommunikation zwischen den Studenten und dem Studenten und dem Professor lediglich auf Onlinebasis funktioniert. Ein weiterer Vorteil, der aus der verbesserten Kommunikation zwischen allen Teilnehmern erwächst, sind die niedrigeren Abbruchsquoten in Fernstudiengängen, die auf eine verstärkte Vernetzung zwischen den Studienteilnehmer wert legen.
Die erste deutsche Universität, die übrigens Fernstudien anbot, war das „Rustinische Lehrinstitut für Selbstunterricht“ in Potsdam. Dieses Institut wurde noch vor dem ersten Weltkrieg gegründet, blieb aber noch bis 1960 der einzige Anbieter dieser Art der Studien. Bis heute hat sich dies jedoch deutlich geändert. Immer mehr Universitäten bieten eine immer größere Vielfalt an Studiengänge an, die als Fernstudiengänge zu absolvieren sind und wahrscheinlich wird sich dieser Bereich auch weiterhin differenzieren.